Die letzten Jahre waren im Süden Marokko Zeiten des
Wassermangels. Im Herbst wurde in den Moscheen um Wasser gebetet. Ende November
kam es – im Überfluss.
Wir waren gerade in Marokko eingetroffen und zu einem meiner
Lieblingsorte – Essaouira an Atlantik – gefahren, da kündigte sich eine
gewaltige Regen- und Sturmfront an. Wir erlebten die Vorbereitungen im Hafen.
Die Boote wurden aus dem Hafenbecken geholt, die Strandmöblierung in Sicherheit
gebracht.
Dann regnete es drei Tage – teilweise so heftig, dass ich im
Wohnmobil wegen des Lärms kaum schlafen konnte. Wir hörten von Überschwemmungen
und übervollen Staubecken, zerstörten Straßen und über 30 Ertrunkenen im Süden
und beschlossen deshalb mit der Weiterfahrt zu warten. Das folgende Wochenende
brachte für die Küste und den Antiatlas noch größere Wassermassen und weitere
Todesfälle. Ausgerechnet unser nächstes Reiseziel
– die Küstenstadt Sidi Ifni – war unter den besonders hart getroffenen Orten.
Die Stadt und ihre 20.000 Bewohner waren nicht mehr über Straßen zu erreichen. Sie
mussten – ohne Strom und ohne Wasser – durch Fischerboote aus Agadir übers Meer
und durch Hubschrauber versorgt werden.
Wir haben dann in Agadir eine Woche abgewartet, bis wir
hörten, dass eine Notbrücke in die Stadt befahrbar war – und machten uns auf
den Weg. Auf den letzten 50 km vor Sidi Ifni sahen wir zerbrochene Brücken und überschwemmte
Felder.
Die Einfahrt nach Sidi Ifni beginnt mit einem Blick über das
Tal – da sahen wir, dass die Gärten im Tal verschwunden waren und die neuen
Campingplätze , die man ins Hochwasserbett gebaut hatte, zerstört waren.
Auf
dem Weg zu unserem Campingplatz El Barco, der erhöht am Strand liegt, sahen
wir, wie schlimm es die unmittelbaren Anwohner getroffen hatte.
Wir sahen aber auch – und dass von Tag zu Tag – dass die
Aufräumungsarbeiten ungeheuer schnell und effizient vorangingen. Am Tag nach
unserer Ankunft floss wieder Wasser aus den Leitungen und überall fingen die
Menschen an zu waschen und zu putzen. Unter der strahlenden Wintersonne schien
sich das Leben wieder zu normalisieren.
Insgesamt waren etwa 40 Wohnmobile am Ort und die Menschen
sahen dies offensichtlich als positives Zeichen an – wir wurden ungemein
freundlich begrüßt und der Krapfenbäcker schenkte meinem Mann vor Freude sogar
eine Tüte von seinem Gebäck. Er freute sich anscheinend, dass wieder die ersten
alten Kunden auftauchten!
Die Altstadt auf dem Berg ist unversehrt – aber unsere
ersten Versuche, das Umland zu erkunden, scheiterten an den zerstörten Straßen.
Wir werden einige Zeit hier bleiben und hoffen, dass es weiterhin so schnell
mit dem Abräumen der Schlammberge und des Schwemmgutes, dem Reparieren der
Straßen und der Infrastruktur vorangeht!