Mittwoch, 25. März 2015

SEFROU

In den letzten Tagen hatten wir hier in Fes Besuch von lieben Freunden aus Deutschland. Wie es manchmal so ist – man macht Pläne – und dann macht der Wettergott einen Strich durch die Rechnung. Nun ja, wir haben jede Sonnenlücke genutzt – und außerdem haben wir uns ein Auto gemietet, damit wir unseren Freunden auch die schöne Umgebung von Fes zeigen konnten.

Volubilis















Auf unseren Rund- und Irrfahrten um Fes herum hat uns der Zufall an einen Ort geführt, der gar nicht auf unserer Liste stand.

Sefrou liegt auf rund 800 m über Meereshöhe in den nördlichen Ausläufern des Mittleren Atlas und soll noch älter als die benachbarte Stadt Fes sein. Sefrou war lange Zeit einerseits ein Berber-Zentrum mit einigen Sufi-Bruderschaften, andererseits lebte hier bis vor etwa 60 Jahren eine große jüdische Gemeinde. Die Juden sind fortgezogen – die Berber sind noch da.

Sefrou



Die Medina von Sefrou ist von einer Stadtmauer umschlossen. Beim nördlichen Tor haben wir einen Handwerker gefunden, der sehr schönen Holzarbeiten macht. Wir haben ihm Schalen aus Aprikosenholz abgekauft und er hat sehr gekonnt fürs Foto posiert!


Hinter dem Tor begann eine Marktstraße, die sich teils am Fluss (dem Oued Aggai), teils eng durch die Häuserwände schlängelte. Obst, Gemüse, Hühner, Fleisch und Kleidung aller Arten gab’s, dazwischen Elektroartikel, Friseure, Süßwaren und Schmalzkringel – und am Ende ein einfaches Café, in dem wir sehr guten Tee bekamen.
Das schönste an diesem Spaziergang aber war, dass wir – vielleicht wegen des Regenschirmwetters – wirklich die einzigen Touris waren. Wir wurden genauso neugierig beäugt, wie wir das wohl tun. Niemand hat uns bedrängt – aber ein paar Mal wurden wir ausdrücklich willkommen geheißen.

Für unsere Freunde war dies eine sehr angenehme Erfahrung, da sie in Fes mit einigen Vorfällen konfrontiert worden waren, die nicht gerade „vertrauensbildende Maßnahmen“ sind (eine Schlägerei zwischen Parkwächtern, grob schimpfende Guides und unfreundliche Wirte, bei denen sie nicht einkehren wollten). Sefrou zeigte ihnen das freundliche Marokko, das Marokko das uns vertraut ist und das uns so für dieses Land begeistert hat.

Vielleicht ist es mir ja vergönnt, einmal Ende Juni am großen Kirschenfest von Sefrou teilzunehmen. So entstehen neue Träume ….

Freitag, 13. März 2015

Oukaïmeden


Marokko ist ein Land der Gegensätze – zwischen Sommerhitze und Winterkälte liegen gerade 80 km!


Von Marrakech fährt man erst einmal 25 km über flaches Land, dann kommen die Hügel des „Voralpenlandes“.


 Sehr schnell schraubt man sich über endlose Serpentinen durch die mit blühenden Obstbäumen prangenden Täler hinauf – hinauf zu den schneebedeckten Bergen des Hohen Atlas.


 Das Skigebiet von Oukaimeden liegt auf 2600 bis 3200 m und ist das höchste Afrikas. Hierher kommen die hitzegeplagten Marrakchies – leihen sich Skistiefel 


und stapfen damit durch den Schnee, dann essen sie gekochte Schnecken - einige aber fahren mit den Liften hinauf und zeigen ihre Künste. 


 Die Kinder rutschen auf Schlitten über die Hänge – einige Leute lassen sich mit Maultieren in die Kälte hinauftragen.



Für uns war die Fahrt mit dem Roller hinauf zum Schnee wie hinunter ins sonnenverwöhnte Marrakech ein besonderes Erlebnis – auch nach so vielen Jahren kann Marokko überraschen!

Mittwoch, 4. März 2015

Wandertag









Die Berge um Tafraoute im Antiatlas sind von ungewöhnlicher Form und Schönheit. Riesige rötliche Granitmonolithen werden oft von Wackelsteinen gekrönt. Die Hänge über der mit 1000 Meter über Meereshöhe recht hoch gelegenen Palmenoase sind meist sehr zerklüftet – besonders dekorativ erscheinen die sogenannten „Wollsacksteine“. Diese Granitbrocken sind mehr als 500 Millionen Jahre alt. Sie entstanden durch die Hitze des Zusammenstoßes der Urkontinente Gondwana und Laurussia  – dabei formte sich die afrikanische Platte.


Auf dem Campingplatz Tazka – auf dem ich einige Wochen mein Zuhause hatte – ging es wesentlich friedlicher zu. In „meiner Ecke“ wohnten Schweizer, Holländer und wir Bayern. Die große Mehrheit der Camper bildeten – wie das in Marokko so üblich ist – die Franzosen. Unter normalen Leuten ist der europäische Frieden leicht zu erreichen. Freundliches Grüßen und Lächeln wirkt Wunder – so war es auch bei uns.

Ich hatte nun das Vergnügen, von einem wanderfreudigen Paar – Brigitte und Gil – auf eine Wanderung auf einen Bergzug nahe des Campingplatzes mitgenommen zu werden. Mit von der Partie waren einige sehr rüstige französische Camper und meine ins Französische verheiratete deutsche Nachbarin Hannelore.





Auf meine vorsichtige Nachfrage, wie schwierig denn diese Tour würde, sagte Gil lachend: „da kann ein kleiner Hund mitgehen“. Im Nachhinein bewundere ich diesen kleinen Hund sehr. Flotten Schrittes marschieren wir auf den Berg zu. Dann ging‘s hinauf über steinübersäte Hänge, Felsplatten, durch Engstellen und oft nahe am Abgrund. Ich bin ja keine Bergsteigerin – ich musste mich schon ganz schön überwinden. Aber dies wurde mir auch durch die ungemein freundliche Art der „Anführer“ aber auch der anderen Mitwanderer leichter gemacht. 

Dass man meinetwegen einige Mal anhielt, damit ich wieder zu Atem kommen konnte (mein Asthma machte sich doch bemerkbar) hat aber auch einigen anderen Teilnehmern gut getan. Jetzt weiß ich wenigstens, dass das Wort „Soufflé“ nicht nur in der gehobenen Küche vorkommt – Atemholen war häufig die Devise.
so hält man die Welt im Gleichgewicht!

Ziel der Wanderung war eine     Felsplatte, die wie ein Sprungbrett 400 m über dem Tal ins Freie ragte.












Die letzten Meter zu dieser „Passerelle“ bin ich dann doch nicht mehr mitgegangen. Meine müden Beine und auch mein Hasenherz haben das nicht mehr zugelassen. Ich habe mir aber von oben die herrliche Aussicht übers Tal von Tafraoute gegönnt und fleißig fotografiert.




Der Rückweg war weniger anstrengend als ich befürchtet hatte. Bei schwierigen Passagen streckte sich mir immer schnell eine helfende Hand entgegen. Der Abstieg war so ohne große Probleme zu bewältigen. Auf meine ungewohnte bergsteigerische Leistung war ich eigentlich recht stolz.


Im Städtchen lud uns Gil noch zu einem frischgepreßten O-Saft ein – für den letzen Kilometer zum Campingplatz waren damit die Batterien wieder gefüllt.






Den Wanderführern Brigitte und Gil,  die auch sonst sehr liebenswürdig waren, habe ich natürlich meinen warmen Dank für diese Führung ausgedrückt – jetzt reicht’s aber wieder ein Weile mit der Kletterei!



Übrigens. einige Bilder wurden mir von den Mitwanderern überlassen. Auch die Genehmigung ihr Konterfei ins Netz zu stellen, haben sie mir gerne gegeben!