Die Campingplätze in
Marokko sind außerhalb der Sommersaison gewissermaßen europäische
Enklaven. An den Abenden trifft man sich
gerne mit anderen Reisenden. Informationen, Erfahrungen und besondere
Erlebnisse werden ausgetauscht … und so mancher „leckt seine Wunden“. Nicht
selten ist das Resümee: einmal Marokko – nie mehr Marokko! Und ich bin jetzt
schon den 13. Winter in diesem Land gewesen und hoffe, dass es noch einmal 13 werden!
Die Klagen, die da geführt werden kann ich alle gut verstehen – irgendwann in meinen Marokkojahren habe ich fast das Gleiche gesagt.
Die bettelnden Kinder, die wie Pilze aus dem Boden wachsen:
Stylo! Bonbon! Dirham! Man hält irgendwo in der Wüstenei an, da sind sie schon!
– Sie haben eben die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt! Und wenn es
langweilig ist, ist so ein Touri eine schöne Abwechslung!
Die Nepper, Schlepper, Bauernfänger – also all die falschen
Führer, Brüder von Brüdern in Stuttgart und Hannover, Bettler mit Stammplatz
und blank geputzten Schuhen – sie nerven manchmal gewaltig. Aber auch in Deutschland fange
ich nicht mit jedem Penner ein Gespräch an und Marktschreier sind auch nicht
meine bevorzugten Freunde! Der Rat, eher nur dem zu geben, dem auch Marokkaner etwas
spenden, hat mir oft weitergeholfen. Preise muss man eben immer vorneweg
erfragen und notfalls aushandeln, dann gibt es auch keine Überraschung und mit
einer antiken Marktwaage kann man eben nicht 50 g Knoblauch auswiegen – da wird
der Preis einfach interpoliert. Im Großen und Ganzen kommt man da nicht schlecht
weg.
Ein Teil der Probleme entstehen einfach durch die
Anstrengung des Reisens, wer jede zweite Nacht auf einem anderen Campingplatz
landet hat ganz schön viel Stress! Der Straßenverkehr erfordert große
Aufmerksamkeit, weil nicht jeder Marokkaner einen Führerschein hat und die
Schafe am Wegesrand kennen auch keine Vorfahrtsregeln.
Als ganz wesentlichen Grund für die Unzufriedenheit vieler
Reisender sehe ich, dass wir erst mal nicht mit den durchschnittlichen
Marokkanern zusammentreffen, sondern mit Straßenhändlern, Campingplatz-Warten,
Kellnern und einer ganzen Reihe von Tagedieben! Man muss schon mehr Zeit haben
und länger im Land sein, bis man Bekanntschaften mit Menschen aus anderen Gesellschafts-
und Bildungsschichten schließt! Da lohnt es sich offen und interessiert zu sein!
Viele Camper beziehen einen Gutteil ihrer
Kenntnisse über Marokko aus Gesprächen mit anderen Campern – und da gibt es
leider auch eine Menge Panikmache und Fehlinformationen. Es wäre aber ganz gut, wenn man
auch Literatur, Tageszeitungen und das marokkanische Fernsehen mit einbeziehen
würde. Die Bücher von Tahar Ben Jelloun, Mohamed Choukri und Driss Chraibi,
aber auch von Paul Bowles sind sehr hilfreich, wenn man das Land besser
kennenlernen will.
Zum Nachlesen:
Das wichtigste aber wäre noch mal daran zu denken, wie oft
man ein freundliches Lächeln, ein spontane Hilfestellung, eine Einladung zum
Tee bekommen hat. Man sollte daran denken, welche Schönheiten dieses Land
bietet, in dem wir wirklich sehr willkommen sind – und ihm ein wenig mehr Zeit,
Geduld und eine zweite Chance geben. Dann wird man es sicher lieben lernen – so
wie es mir ergangen ist!
Man sieht doch genau, dass das Dromedar freundlich guckt! |