Sonntag, 19. Januar 2020

Gräber in der Wüste

In meinen aktiven  Wohnmobil-Jahren war "Ma Fatma" für uns ein Wort, das unsere Augen leuchten ließ. Über der Klippe, die das Oued (Flußtal) südlich abschließt, haben wir fast jeden Winter ein oder zwei Wochen verbracht. Kein Strom, kein Wasser, kein Geschäft ... nur einige andere Wohnmobile und die einheimischen Fischer, die abenteuerlich über der Klippe kauernd ihr Glück versuchten. Und eine grandiose Küste mit einer manchmal atemberaubenden Brandung!

Mit einer Freundin bin ich stundenlang ins Oued hinein gewandert - jedesmal mußte man den Weg neu suchen, denn dieses Flußbett wurde ständig von Wind und Wasser umgestaltet. Nun wird entlang der Westsahara eine Autobahn gebaut. auch diese schmale Brücke wird einer modernen Konstruktion weichen, die Maschinen stehen schon bereit.


dies ist ein besonders altes Grab, wie man es in der Wüste hier öfter finden kann

Um noch einmal die unverfälschte wilde Schönheit dieses Tals zu sehen sind wir von unserem bequemen Haus in Sidi Ifni gut 270 km nach Süden gefahren.           

Gerade noch in Sichtweite der Brücke liegt eine Ansammlung von Gräbern, die sich um das Grab einer Frau scharen, Ma Fatma oder Ouma Fatma, soll eine wohltätige Frau gewesen sein, die vorbeiziehende Reisende beherbergte. Auf einer Tafel - die erst seit kurzen hier zu finden ist - wird ihr Sterbedatum mit 1887 angegeben. Mehr konnte ich bisher über diese "Heilige" nicht herausfinden.


Im Süden Marokkos gibt es eine ganze Reihe solcher Orte, denen der Volksglaube besondere Kräfte zurechnet. Deshalb gibt es Wallfahrten zu diesen Grabstätten und die Bäume auf den Gräbern werden mit Wunschbändern behängt. 


Im Freien zu beten ist im Islam natürlich auch möglich, als Ersatz für eine Moschee gibt es jedoch bei Wallfahrtsorten fast immer diese ummauerten Plätze.










Ein wenig schauerlich ist dann ein Stück daneben der Platz, an dem die Opfertiere geschlachtet werden. An der Spitze dieses Pfahls hängt noch die in der Sonne gedörrte Haut eines Schafes.
Ich würde - wenn es denn auch bei mir helfen würde - darum beten, dass dieser Ort noch lange unversehrt erhalten bleibt und dass ich vielleicht noch einmal wiederkommen kann.




Dienstag, 14. Januar 2020

Wellen

Nördlich von Sidi Ifni liegt der mittlerweile berühmte und gerne besuchte Strand von Legzira - der Name bedeutet einfach: der Felsen. Dieser Felsen ist über die Jahre von der Gewalt des Meeres kräftig gestutzt worden, man sieht bei Flut nur noch ein "Felslein". Ich bin dort wieder einmal spazieren gegangen - es war ein Sonntag und obendrein noch Ferienzeit, also waren mehr Touristen am Strand als sonst im Winter. Auch diese lustigen Kamelritte kann man beobachten.


Weil ich gerade im Blog von Salamandra gelesen habe, dass bei Cascais in Portugal Fischer von einem vermeintlich sicheren Platz ins Meer gespült wurden, möchte ich von einer kleinen Begebenheit erzählen. Während ich am Strand entlang ging sah ich eine junge Familie - sehr weißhäutig, sehr blond, sehr fröhlich. Die beiden kleinen Kinder - vielleicht 3 oder 4 Jahre alt - liefen unter den liebevollen Blicken der Eltern weit in die zurückweichende Brandung hinein, immer dem weißen Schaum nach. Zwischen Eltern und Kinder lagen mindestens 20 Meter. Mir wurde ganz kalt ums Herz. Ich ging schnell zur Mutter und forderte sie auf, die Kinder gleich zurückzurufen. Ich erklärte ihr auch, warum sie dies tun sollte. Sie rief dann - lieb wie Mütter dies heute tun: "komm bitte!" So nach dem dritten oder vierten "Bitte, komm her" kamen die süßen kleinen Blondschöpfe auch angetappst. Ja - und wie nicht bestellt und doch gekommen: die nächste Welle war deutlich schneller, deutlich höher, deutlich stärker als die Wellen davor. Einige erwachsene Spaziergänger standen plötzlich da wo vorher die Kinder waren,  höher als bis zur Hüfte in den schäumenden Wellen. Die Kleinen hätten gegen die Strömung keine Chance gehabt.
Da geht man mit klopfendem Herzen weiter und denkt: Gut gegangen!


Der Atlantik ist selbst an ruhigen Tagen potentiell gefährlich. Mehrmals am Tag kommen deutlich höhere Wellen - da braucht es gar nicht die berühmten Monsterwellen, die auf dem Atlantik immer wieder auftreten.
Ich bin bei einem Strandspaziergang einmal von einer hohen Welle überrascht worden. Obwohl ich lief wie ein Hase vor dem Jäger erwischte mich die Welle und kippte mir ein Pfund Sand in die Socken.
Mein Fazit: Ich liebe meine Strandspaziergänge, vergesse aber nie dass die Natur Überraschungen parat hat.

Sonntag, 12. Januar 2020

Akhfenir - ein Leben am Rande der Zivilisation


Nach einer Reihe ruhiger Tage in Sidi Ifni kribbelte es uns in den Beinen - nach kurzem Überlegen kam uns die Idee, einmal wieder nach Süden zu fahren. In den Jahren, in denen wir Marokko mit dem Wohnmobil bereist haben, sind wir oft im nördlichen Teil der Westsahara gewesen. Da wir nun kein rollendes Hotel mehr zur Verfügung hatten, mussten wir uns einen Standort für unsere Exkursion aussuchen. Das ist nicht leicht - die Zahl der passablen Hotels ist gering. Noch bescheidener sind die Möglichkeiten sich einigermaßen akzeptabel zu ernähren - wenn man sich nicht in den Grillbuden verköstigen will, die hauptsächlich für die Fernfahrer auf der Westafrikaroute am Straßenrand werkeln.

In dem kleinen Ort Akhfenir (gesprochen Achfenir) - 300 km Straßenkilometer von Sidi Ifni entfernt - gibt es ein kleines Hotel, das von einem Franzosen geführt wird, der obendrein noch Koch ist. Also haben wir uns dort angemeldet und uns auf den Weg gemacht.

Die Straße - auf der der ganze Verkehr von Marokko bis hinunter zum Senegal und noch weiter abgewickelt wird - ist schmal und immer wieder von Sandverwehungen eingeengt.




Seit einigen Jahren wird parallel dazu ab Tiznit eine Autobahn gebaut, die bis hinunter nach Dakhla führen soll - das sind gut 1050 km. Nun fahren nicht nur die vielen Lkws, immer wieder auch Militärfahrzeuge, die Teilnehmer von Rallyes sondern auch viele Baufahrzeuge auf der schmalen Straße. Darum kommt es immer wieder zu Unfällen.


Akhfenir ist eine Ort Straßendorf, zwischen Küste und Straße wild gewachsen - viele Häuser verfallen, während andere gerade neu errichtet werden.

Ortsdurchfahrt von Akhfenir 2010

Ortsdurchfahrt von Akhfenir 2020
Es ist in den gut 15 Jahren, die ich es kenne, ein wenig gewachsen, jetzt werden gerade überall gleichzeitig die Bürgersteige gepflastert und die Seitenstraßen geteert. Die Hauptstraße besteht fast vollständig aus Imbißbuden - was aus denen werden soll, wenn die Autobahn am Ort vorbeiführt - ist mir ein Rätsel. Aber die Marokkaner sind ja erfinderisch und werden schon eine Lösung finden.























Irgendwelche anderen wirtschaftlichen Aktivitäten sind kaum zu sehen - die vom "amerikanischen Volk" gesponserte Anlage für die Anlandung der Fischerboote scheint nicht in Betrieb zu sein.
hier gibt es Hühner und Eier








Im Hotel haben wir einen Franzosen kennengelernt, der eine Pilotanlage zur Nutzung von Mikroalgen betreibt. Zukunftsmusik .......





Akhfenir ist jedoch beliebt bei Ornithologen und Fischern, denn das Naturschutzgebiet um die Lagune Khnifiss liegt nahe und die Küste ist ein Eldorado für Angler. Über diese Attraktionen werde ich demnächst berichten!

Die Steilküste von Akhfenir