Donnerstag, 19. Dezember 2013

Ein Schiff wird kommen



...nächste Woche kommt es - und zwar in den Hafen von Sète in Süd-Frankreich.


Es wird mich und meinen Mann und unser Wohnmobil über das Mittelmeer nach Süden bringen. Nach einem kurzen Halt in Nador - der Schwesterstadt des von Spanien beherrschten Melilla - fährt es an der nordafrikanischen Mittelmeerküste entlang nach Tanger.


Diese kleine Seereise dauert gut 2 Tage. Ich habe sie schon mehr als ein Dutzend mal gemacht und es wird mir nie langweilig dabei. Zum einen ist das Wetter immer wieder anders. Mal stürmt es, dann wieder liegt das Meer wie gebügelt da und es scheint eine warme Wintersonne.





Auch die Passagiere tragen zu meiner Unterhaltung bei. Viele Marokkaner sind mit Kind und Kegel und Oma auf dem Weg in den Heimaturlaub. Es gibt vereinzelte Wohnmobil-Touristen, Busladungen aus Sachsen, junge Leute mit Rasta-Locken auf großer Abenteuerfahrt, LKW-Fahrer auf dem Weg nach Mauretanien und dem Senegal.



So eine Fähre macht auch den Abschied von Europa deutlicher. Wenn die Lichter von Sete in der Nacht verschwinden und dann - nach zwei Nächten auf See - die marokkanische Küste auftaucht weiß ich, dass ich jetzt auf einen anderen Kontinent komme und in eine andere Welt eintauchen darf.






Samstag, 14. Dezember 2013

Das große Los


Heute habe ich es eilig! Ich muss das einfach los werden! Ich habe mich in ein Buch geradezu verliebt. Darum empfehle ich es hier, obwohl ich es noch gar nicht zu Ende gelesen habe!
Eine liebe Freundin hat es mir geliehen. Es lag zwei Wochen herum, dann habe ich es in der Buchhandlung Lehmkuhl gesehen und gedacht, das hast Du doch auch zu Hause. Ich habe zwar gar keine Zeit, weil ich ja meine Marokko-Reise vorbereite - aber so ein paar Minuten Lesen zwischendurch können ja nicht schaden.
Ich hatte gewisse Vorbehalte, weil auf dem Titel stand, die Autorin habe bei Jauch gewonnen und sei mit dem Geld um die Welt gereist. Ich dachte: erst langweilt sie sich, dann langweilt sie die Leser. Aber das war ein gewaltiger Irrtum. Frau Winnemuth hat sich gar nicht gelangweilt (ich habe schon mal den Schluss gelesen). Und ich als Leserin langweile mich zur Zeit überhaupt nicht.  Das liegt einerseits daran, dass Meike Winnemuth Journalistin ist und das Schreiben gelernt hat, zum anderen habe ich immer wieder den Eindruck, dass sie das ausdrückt, was ich auch am Reisen so liebe, aber so nie ausdrücken könnte. Sie hat mir das schöne Wort "Weltgeborgenheit" geschenkt. Sie ermuntert den Leser und die Leserin in 'Das große Los' 'selber nachzuschauen' und sie viel wie möglich an Neuem zu erproben.


Das erinnert mich daran, wie ich vor vielen Jahren an der australischen Ostküste mit zitternden Knien in einen Doppeldecker - eine Tiger Moth - gestiegen bin. Beim Aussteigen nach dem Rundflug über die Whitsunday Islands haben meine Knie immer noch gezittert, aber ich habe es vor Begeisterung kaum gemerkt, bis sie mir weggeknickt sind!


Mittwoch, 4. Dezember 2013

Im zweiten Anlauf ...

Ich bin eigentlich keine richtige 'Deutsche'. Ich habe zwar einen Staatsbürgernachweis - das ist übrigens bedeutsamer als ein Pass - und meine Lesesprache ist auch das Deutsche. Aber heimatlich fühle ich mich eigentlich nur im Bayern südlich der Donau. Dazu kommen noch ein paar Orte in- und außerhalb Europas, in denen ich eine Weile gelebt habe.

Die  DDR habe ich nur durch eine kurze Visite während der Weltjugendfestspiele 1973 in Ost-Berlin kennengelernt und auch durch einige Bekannte, die der DKP nahe standen. Da gab es für mich eigentlich nur eine Diagnose: spießig, piefig, eng.


Nach dem Ende der DDR habe ich einige Ort besucht, z.B. Dresden und Bautzen, den Harz mit dem noch unrenovierten Wernigerode und auch Dessau mit den Meisterhäusern und dem Bauhaus.


Als dann 2008 Uwe Tellkamps Roman 'Der Turm' erschien und die Besprechungen in den Zeitschriften Einblicke in dieses 'verlorene Land' versprachen, kaufte ich mir dieses ziemlich umfangreiche Werk. Ich nahm es mit in mein Winterexil nach Marokko.

Die Beschreibung der Heimkehr des jungen Christian aus dem Erzgebirgerler Internat ins winterliche Dresden war sehr atmosphärisch beschrieben - vulgo es war kalt, kalt, kalt. Die Heizungen bullerten dann, es gab allerlei zu erzählen über Treppenhäuser, Onkel und Tanten ....
Während ich am Rande der Sahara die Wärme der Wintersonne und den weiten Blick über die Wellen des Atlantiks genoss, führte mich dieses Buch in die Enge und Kälte dieses nordöstlichen Teils von Deutschland, der so gar nicht 'mein Deutschland" war. Ich gab auf.


Dann stand dieses Buch eine lange Weile im Regal und immer wieder sah mich der Buchrücken vorwurfsvoll an. 2011 war es dann soweit, ich fing noch einmal mit Seite 1 an .... und las gefesselt und fasziniert durch bis zum Ende.
Der Beginn des Buches ist das Geburtstagsfest des Vaters, ein mühsam organisiertes Fest, aber eben doch ein Höhepunkt im Leben der Familie, von dem aus es bis zum Ende des Buch nur abwärts geht: mit Christian, der Familie, dem Land. Christian muss - herausgerissen aus seinem bürgerlichen Kokon - durch eine Reihe von Vorhöfen der Hölle gehen und begegnet dabei eigentlich nur dem wirklichen Leben. Sein letzter Schritt ins Freie fällt mit dem Zerfall der DDR zusammen.
Tellkamps Sprache, sein detailreiches aber nicht langatmiges Schildern, sein auch in bitteren Zeiten immer wieder durchscheinender Witz machen die fast 1000 Seiten zu einem Gelände, auf dem man sich gerne aufhält und auch manches Stück gerne noch einmal genauer ansieht.

So ist mir nicht nur das Land, das einmal die DDR war, beim zweiten Blick erfreulich geworden.  Auch 'Der Turm' hat mich für den zweiten Anlauf belohnt. Bei der Auswahl einer kleinen Bibliothek für 'die Insel' würde ich dieses Buch in die engere Wahl ziehen.

mehr Info dazu:   http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Turm_(Tellkamp)






Sonntag, 1. Dezember 2013

Bilder einer Ausstellung

Blumenkunst und Malkunst passen offensichtlich gut zusammen.



Margret Greenman malt - nicht nur - wunderbare Pflanzenwesen. Christine Back zeigt in ihrer Gärtnerei schöne Adventsdekorationen - und zwischen den weihnachtlichen Gestecken hängen Margrets Blumenbilder.



Bei einem Seerosen-Bild war ich zu zögerlich, das hängt jetzt bei anderen Leuten an der Wand. Da muss ich eben warten, bis Margret wieder eine neue Seerose aus dem Pinsel fließt.


Die kleine Ausstellung läuft noch bis Weihnachten. Man findet sie in München-Laim, in der Haslangstr. 34