Donnerstag, 22. November 2018

Schattenseiten


Nicht jeder Tag in Marokkos Süden ist voll Sonnenschein - das wäre ja auch zu langweilig. Letzten Sonntag bin ich vor 6 Uhr morgens mit einem Renault Clio nach Agadir gefahren, um dort am Flughafen meinen Mann abzuholen. Es war finsterste Nacht und ich dabei frohgemut. Die Wettervorhersage hatte zwar Regen vorhergesagt - aber was ist schon Regen, wenn man aus Bayern kommt! Von den  Auswirkungen dieses "Regens" auf die Kanaren habe ich zum Glück erst später erfahren, sonst wäre ich vielleicht ängstlicher gewesen.                                           https://www.youtube.com/watch?v=4zE_Thk9TwY



Gleich zu Beginn mußte ich durch eine kaum beleuchtete Baustelle navigieren und dann begleitete mich eine Weile ein wütender Hund. Einige Minuten nach dem Ortsende von Ifni überraschte mich der erste heftige Regenguß. Um mich war schwarze Nacht und nur die "Katzenaugen" am Straßenrand gaben mir ein wenig Orientierung. Langsam, langsam fuhr ich die Serpentinenstraße entlang, immer wieder durch tiefe Pfützen und über kleine Muren, die von der Bergseite her kamen. Dabei hatte ich die Vision von einem Zeitungsbericht: Dumme Touristin fährt nächtens bei miserablem Wetter und wird dabei von der Straße gespült ...... Na so schlimm wurde es ja doch nicht, aber es wird mir eine Lehre sein, besser auf den Wetterbericht zu achten. Gegen 8 Uhr wurde es dann hell, der Regen hatte deutlich nachgelassen und auf einer guten Schnellstraße kam ich dann auch rechtzeitig in Agadir an um noch meine geplanten Einkäufe in den verschiedenen Supermärkten zu machen (französischer Käse, italienisches Pesto, Campari etc.).

In Agadir kann man eine andere Schattenseite unseres Lebens hier sehen. Die Stadt wird immer größer und moderner - aber die sozialen Verwerfungen Afrikas sind auch hier zu finden. An allen Straßenkreuzungen im Zentrum stehen Dutzende Schwarzafrikaner, die auf dem Weg nach Norden sind. Wenn die Ampel auf Rot schaltet wird man von diesen armen abgerissenen Gestalten angebettelt. Ich mußte mich regelrecht überwinden meine Scheibe runterzulassen, weil es ja nicht nur zwei oder drei sind, die etwas wollen. Wenn man dem ersten eine Münze gibt stürmen fünf andere herbei. Die Touristen an der Strandpromenade werden wohl kaum etwas von dieser Invasion bemerken, aber die Bewohner von Agadir fühlen sich sicher bedrängt.

Am Flughafen dann habe ich die ankommenden Europäer beobachtet. Die meisten wirkten eher gestreßt als erfreut. Einige kommandierten die sie abholenden Marokkaner mit harschen Worten und Gesten herum. Wer da ein Lächeln mitbringt und vielleicht ein kleines Trinkgeld wird mit strahlenden Augen begrüßt.


Quelle: facebook Colomina-Sidi Ifni




Über mein Ifni war am Abend nach meiner Rückkehr noch mehr Wasser hereingebrochen, die Brückenbaustelle war kurze Zeit unpassierbar - aber man hat schnell wieder einen Weg gebahnt. Wie immer hier - für alles gibt es eine Lösung.













Jetzt scheint wieder die Sonne - das wunderbare Marokko ist wieder da! Ich war heute im örtlichen Krankenhaus, um ein neugeborenes Mädchen zu begrüßen - in einem  Zimmer voller lächelnder Frauen ging die Sonne auf!











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