„Wie manche große Stadt, wie manches Königreich wird eine Wüstenei
und schlechtem Dörflein gleich! Wie oft
hat man gesehn die Kaiser übel stehn -
Und große Könige mit Jammer untergehn …“
Im 17. Jahrhundert hat der schlesische Lyriker Angelus
Silesius diese Zeilen geschrieben. Auf meiner Reise durch den Süden Marokkos
habe ich immer wieder an dieses Gedicht gedacht, wenn ich an den verfallenden
Kasbahs der Glaoui vorbeigekommen bin.
Thami el Glaoui war der Chef eines Berberclans aus Teluet,
der vom Sultan von Marokko mit der Herrschaft über den ganzen Süden belehnt
wurde, zum großen Ärgernis der bisherigen Herren. Diesen Caids baute er – durch
die Besteuerung der Salzkarawanen und manch andere umfangreiche Geldquellen
reich geworden – eine neue prunkvolle Kasbah direkt vor die Nase. In seinem
Heimatort ließ er die Familienkasbah durch Handwerker aus dem Norden
unglaublich prächtig ausstatten.
In Marrakech
herrschte er als „Pascha“ – die internationalen Zelebritäten wie z.B. Colette
oder Chaplin besuchten gerne seine Feste. Er hatte sich bald nach dem Beginn
des französischen Protektorats mit den neuen Herren verbündet und wurde von
diesen in seiner Machtfülle bestärkt. Winston Churchill lud ihn sogar zur
Krönung Elisabeth II. ein! Er galt in der ersten Hälfte des 20. Jhds. als einer
der reichsten Menschen der Welt.
Doch nichts ist von Dauer, die politische Lage in Marokko
wurde instabil, der Freiheitsdrang seiner Bewohner brachte Sultan Mohammed
wieder ins Spiel und unser treuer Vasall warf sich 1955 dem Sieger im Machtspiel
zu Füßen. Ihm wurde gnädig verziehen, doch bald darauf starb er an Krebs. Sein
Besitz in Marrakech wurde in Windeseile geplündert, der Rest fiel an den Staat.
Die Kasbahs, mit denen Thami el Glaoui so selbstbewußt den
Süden gepflastert hatte, verfallen seitdem. Sie sind noch ein wenig nützlich
als Touristenattraktion und als Menetekel für allzu machtbesessene Politiker,
von denen es ja auch heute noch mehr als genug gibt.
noch einmal Silesius:
"Dein Reichtum, Geld und Gut ist Asche, Staub und Spreu, ein leichtes Federlein, ein abgedorrtes Heu"
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