Dienstag, 26. April 2016

Herkules reloaded

Ungefähr 15 km westlich von Tanger liegt die "Höhle des Herkules". Gleich nebenan haben wir schon oft auf dem Campingplatz Ashakar einige Tage verbracht, bevor wir mit der Fähre von Tanger aus nach Europa zurückfuhren.

In dieser Höhle soll der Sage nach Herkules geschlafen haben, als er auf dem Weg war um in den Gärten der Hesperiden eine seiner Heldentaten zu vollbringen. In der Höhle sieht man aber heute nur noch die Spuren der fleißigen Handwerker, die dort Mühlsteine aus dem Fels herausgebrochen haben. Ein Durchbruch zum Meer bildet seitenverkehrt annähernd den Umriss von Afrika nach - dies ist ein gern fotografiertes Motiv - nur ich habe dieses Foto nie gemacht ... (Info von Wikipedia)

Um den Eingang zur Höhle und am Hang zum Meer hinunter hatten sich einige einfache Lokale angesiedelt, die von den Einwohnern der Umgebung gerne aufgesucht wurden.



Man konnte dort für kleines Geld ein Eis essen oder einen Kaffee trinken und dabei die wunderbare Küste oder auch den Sonnenuntergang betrachten.


Überdies konnte man sich mit einer Dromedar-Familie fotografieren lassen. Viele Leute haben kleines Geld ausgegeben únd kleines Geld verdient.



Dann war auf einmal alles abgesperrt - Baustelle! Umbau!  wir haben gewartet und gehofft, dieses hübsche Flecken Erde bald wieder sehen zu können.
Nun - in diesem Jahr war es soweit und ich bin gleich mit meinem Fotoapparat hinuntergewandert ...




Ja - das ist das moderne Marokko. Man hat mit großem Aufwand und einigem Geschmack sowie sicher nicht unerheblichen Kosten alles neu gemacht. Ich fühlte mich in eine griechische Kulisse versetzt. Kühles Weiß - alles sehr ordentlich - die Küste und das Meer waren immer  noch da.










Nach dem ersten Schrecken denke ich: wenn ich das alte charmante Idyll nicht gekannt hätte würde ich jetzt sagen "nicht schlecht!" Aber ich war eben in diese old-fashioned world verliebt. Nächstes Jahr wird es mir bestimmt schon besser gefallen. Vielleicht kommen dann ja auch die Dromedare wieder.






Vielleicht gehe ich dann doch mal in die Höhle und mache endlich das Foto ......

 

Freitag, 22. April 2016

Handwerker

Fes ist die Kulturhauptstadt Marokkos. Mehr als 1000 Jahre lehrt man dort Religion und die damit verbundene Kultur. Auch heute hat Fes eine große Universität. 




In der Stadt ist die Geschichte so gegenwärtig, dass man in vielen Straßen ganz leicht weit in die Vergangenheit eintauchen kann.

Rechts sieht man ein Detail
der gerade restaurierten fantastischen Fassade des Grabmals des Stadtgründers Moulay Idriss II.





Wandert man durch die Gassen der Stadt - immer ein wenig abseits der touristischen Brennpunkte - hört man Hämmer klopfen, Webstühle klappern, Stimmen murmeln. Schaut man dann nach, sieht man hinein in dunkle Räume, in kleine Höfe mit Werkstätten voller fleißiger Handwerker, die all die Schätze produzieren, die man in den unzähligen Läden dann kaufen könnte.


In einem dunklem Raum sah ich einen Mann, der den Ofen eines Hamams befeuerte. Wie all die anderen Arbeiter, die ich natürlich gefragt habe, gab er mir freundlich seine Erlaubnis ihn zu fotografieren.

 






In Sefrou - einer Kleinstadt südlich von Fes - habe ich Handwerker gefunden, die nicht Kunsthandwerk produzieren sondern von uns völlig vergessene Gebrauchsgegenstände - in dieser Schmiede werden Pflugscharen hergestellt.







 ...und dieser freundliche Herr produziert Holzschalen aus Aprikosen- und Nussbaum-Holz. Letztes Jahr fanden wir ihn zufällig in Sefrou. In diesem Jahr haben wir für uns und liebe Freunde reichlich bei ihm eingekauft. Er setzte sich bereitwillig in "Arbeitsposition". Es ist wirklich wunderbar, dass neben all dem chinesischen Plunder noch wirkliche Handwerkskunst zu finden ist.

 

Montag, 11. April 2016

moderne Kunst in Marokko - Biennale Marrakech

Marrakech ist für die meisten Besucher eine Stadt, die viele Aspekte des traditionellen Marokkos beheimatet - Paläste, Riads, die roten Mauern ... und natürlich dekadenten Luxus neben Bettlern und Händlern und Wasserverkäufern ...

Ich fuhr also in die Stadt hinein um mich ein wenig im Wirbel der Kontraste treiben zu lassen. Man landet ja immer auf dem Djemaa el Fna, dem zentralen Platz der Gaukler, Orangensaftverkäufer und Schlangenbeschwörer.

An diesem Platz liegt das Gebäude der ehemaligen Bank Al Maghrib - ein wunderbares Zeugnis marokkanischer Architektur.







Noch vor wenigen Jahren haben wir dort bei einer gestrengen Dame Euros in Dirham getauscht - sie fand es empörend, dass wir nachzählen wollten. Heute steht das Gebäude leer und wird nun vorübergehend als einer der zahlreichen Ausstellungsorte der Biennale von Marrakech .http://www.marrakechbiennale.org/ genutzt.
eine der Dachterrassen des ehemaligen Bankgebäudes
 
Ich bin blind für diese neue Kunst - ich muss es einfach akzeptieren, dass man diese Dinge ausstellt. Gefreut hat mich, dass ich das Gebäude einmal gründlich inspizieren konnte.

Anas Kaaouachi
 


 
 
 
 

Vor dem Haus stand dieser Container, auch er war ein Bestandteil der Ausstellung. Am nächsten Tag haben an gleicher Stelle marokkanische Studenten demonstriert. Das Land hat eben viele Facetten!







Auf dem Rückweg zu unserem Campingplatz sah ich diese "Installation" .... oder war ich einfach ein wenig verwirrt?? 

Freitag, 8. April 2016

Mogadors Synagogen

 
 
Mogador - wie Essaouira lange Zeit hieß - wurde im 18. Jhd. zum größten Seehafen Marokkos ausgebaut. Um den Handel effektiv zu betreiben wurden 10 jüdische Familien, die von den aus Spanien vertriebenen "Moros" abstammten. Sie waren sehr erfolgreich und stellten lange Zeit den größten Teil der Bevölkerung der Stadt. Fast 40 Synagogen dienten den Juden zum Gebet, die meisten davon befanden sich in privaten Häusern.
Schon vor einigen Jahren habe ich versucht in der Mellah - so nennt man in Marokko die jüdischen Viertel - eine dieser Synagogen zu finden. Seit einigen Jahren werden die bescheidenen Reste der jüdischen Bauten restauriert - in der Regel von Privatleuten. Fast alle Juden haben die Stadt Richtung Israel verlassen - nur wenige Juden sind in Marokko geblieben. Das Viertel ist in einem beklagenswerten Zustand, viele Häuser sind Ruinen. Diesmal fanden wir nach einigem Suchen die zur Haim Pinto Synagoge gehörende Schule, die gerade in das erste marokkanische Alzheimer-Zentrum umgestaltet wird, man zeigte uns aber die Sterbetafel eines der wichtigsten Stifter dieser Schule.


Foto aus dem Internet
Weiter führte der Weg entlang eingestürzter Häuser - eine Tür stand offen und wir kletterten einfach die Treppe hoch und fanden uns in der Slat Lkahal Synagoge - der einzigen öffentlichen Synagoge Mogadors. In dem weitestgehend restaurierten Raum stand Haim Bitton, der als Kind in dieser Synagoge gebetet und mit seinem Eltern den jüdisch-andalusischen Liedern gelauscht hat. Er hat bei einer Wanderung durch die Stadt die Tür wiedererkannt und sich entschlossen, das Gebäude zu restaurieren - es dauerte länger und kostete mehr als er dachte, aber er gibt nicht auf.  Eine deutsche Volontärin hilft ihm, auch von ihr haben wir einiges über die Geschichte der Juden Mogadors erfahren.




Foto aus dem Internet
 

Mittwoch, 6. April 2016

Einkaufstour in Agadir


 
 
Agadir ist eine moderne Stadt am Atlantik, die einen fantastischen langen Strand hat

auf dem man auch in den Osterwochen viel Platz hatte.
  
Viel interessanter für mich waren diesmal die Geschäfte, in denen man Waschmaschinen, Matratzen und Badezimmermöbel kaufen kann. Wir müssen ja für unser neues Häuschen einkaufen, damit es dort bequem wird.


 Das ist der Parkplatz des großen Supermarktes Marjane, fotografiert habe ich von der Terrasse des McDonald aus! Wie man sieht, Marokko hat auch ganz andere Seiten als die, die ich sonst gerne zeige.



Mit unserem hochbeladenen Mietauto fuhren wir wieder nach Süden. In Tiznit konnte ich eines der vielen fahrradfahrenden Mädels fotografieren. Im deutschen Internet konnte ich ja erst kürzlich einen Bericht sehen, in dem Flüchtlingsfrauen aus Afrika das Fahrradfahren beigebracht wurde - hier können das die Damen selbst mit Rock und Kopftuch ganz prima!



  
In Sidi Ifni wartete unser Türmchen auf uns und auch einige fleißige Helfer, die uns behilflich waren, die wunderbarste Waschmaschine von ganz Südmarokko ins Haus zu schleppen und in einer wahrlich kleinen Nische zu installieren! So wird Stück für Stück unser neues Domizil auf Vordermann gebracht. Lämpchen, einen Bürostuhl, einen neuen Wasserkocher ........

Das ist mein Prachtstück - und das ist die wunderbare Aussicht von meiner Terrasse - aber ich muss noch eine ganze Menge Arbeit (die ich zum Glück nicht alleine machen muss) erledigen, bis ich mich zufrieden zurücklehnen kann. Dann aber wird es wunderbar!
 


 
dieses herrliche Gebilde ist kein Kunstwerk der Marrakescher Bienale (davon später), sondern ein Stroh-Laster auf dem Weg zwischen Agadir und Essaouira, wo ich eine sehr interessante Synagoge besichtigen konnte - auch dies erzähle ich ein andermal!