Freitag, 28. März 2014

Wochenmarkt in Tafraoute



Wochenmärkte sind im ländlichen Marokko nicht nur die beste Möglichkeit frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Sie sind ein „gesellschaftliches Ereignis“! Aus den umliegenden Dörfern und Weilern  – mit Eseln, Taxis und Bussen - kommen die Menschen in Scharen zum Markt, um z.B. Töpfe, Plastikartikel,  Kleidung, Werkzeug, Hühner und Schafe zu kaufen. 
  
Bis zur Rückfahrt trifft man sich in den Straßencafés, trinkt einen Tee oder eine süße Limonade. 

Für den Reisenden ist so ein Markt eine wunderbare Gelegenheit die Tracht der jeweiligen Gegend ausführlich studieren zu können. In Tafraoute tragen noch viele Frauen einen langen schwarzen Rock, der am Rand mit Borten verziert ist. Die traditionellen Borten waren sehr bunt, jetzt bevorzugen die Damen Silber, Rot und Türkis. Über diesem Rock wird eine ebenfalls schwarze Stoffbahn kunstvoll um Oberkörper und Kopf gewickelt. Auch dieser Stoff ist mit einer Borte an der Kante verziert, so dass man schön die Wickelung verfolgen kann. 
 
Dazu tragen die Frauen oft noch die roten Lederschuhe mit einer hohen Fersenlasche und bunten Stickereien. Die Frauen sind fast immer zu zweit oder dritt unterwegs – oft eine junge und eine ältere.
Die ältere Generation der Männer trägt eine sehr variantenreiche Tracht – am interessantesten sind die verschiedenen Kopfbedeckungen. Gelegentlich sieht man einen Kopf, der unmittelbar aus einem Bibelfilm stammen könnte. 
 
Die jungen Männer  - und auch die modernen Mädchen - sind fast komplett zur internationalen Jeans-Tracht übergegangen.  
 
 
In Zukunft wird das Straßenbild während des Marktes also nicht mehr so interessant sein.

Samstag, 15. März 2014

Ein Dorf in den Wolken


 
Vor ein paar Tagen war ich noch in der Sous-Ebene – dem fruchtbaren Tal landeinwärts von  Agadir.

Heiß war es – und am Morgen stiegen Wolken intensiven Orangenblüten-Duftes auf. Auf einer in endlosen Kurven aufsteigenden Straße fuhren wir hinauf in den Antiatlas nach Tafraoute. 
 
 Diese Straße führt über 1800 m hohe Pässe, vorbei ein blühenden Mandelbäumen, einsamen Ziegenherden und stillen Dörfern.  Wir tauchten hinunter ins Ammelntal und dann wieder hinauf auf 1000 Höhenmeter nach Tafraoute.
 
Tafraoute ist seit einigen  Jahren mein „März“-Ort. Es ist das Zentrum einer Palmenoase, es wird Arganöl produziert und um diese Jahreszeit lebt der Ort vom Wohnmobil-Tourismus.
Wir haben im Lauf der Jahre einige Ausflugsrouten erkundet und eine der schönsten ist die Fahrt hinauf ins Bergdorf Anergui. http://www.anirgui.org/index.html
Auf der Nordseite des 20 km langen Ammelntals erhebt sich eine Bergkette auf über 2300 m.  Die Dörfer an den Hängen erkennt man von Ferne oft nur durch die weiß leuchtenden Minarette. Die Häuser selbst sind braun wie die Erde. Doch immer mehr neue pastellfarbene Häuser werden von den wohlhabend gewordenen Schleu-Berbern nach einem Arbeitsleben in Nordmarokko oder Europa gebaut.
 
Unser Weg führte aber hoch über diese Siedlungen hinaus. Zwischen den Gipfeln der Berge gibt es in schmalen Hochtälern versteckte Dörfer. Eines davon ist Anergui – ein Dorf mit einer besonderen Geschichte. Der Soldat Ali Ouanou – Teilnehmer des 2. Weltkrieges – konnte 1974 den Gouverneur von Tiznit überzeugen, dass es möglich sei eine 8 km lange Straße hinauf ins Dorf zu bauen.
 
Die ersten 3 km bauten die Dörfler unter Leitung des Soldaten mit einfachstem Werkzeug. Vor kurzem wurde die schwer zu unterhaltende Straße mit Regierungsgeldern betoniert – und seitdem kann man auch ohne Esel oder 4x4-Fahrzeug hinauffahren.  

Auch hier wurden die Erdhäuser durch moderne Bauten ersetzt – es gibt eine moderne Moschee
 
 
und einen alten Bet-Platz über den Terrassenfeldern und Mandelbäumen. Der Blick schweift über die hohen Felswände über dem Tal und die benachbarten Gipfel – Stille, Sonnenwärme und summende Bienen ….

Es fällt nicht leicht wieder hinunterzufahren.


 

Sonntag, 9. März 2014

Pastilla und co.




Ich habe meine Marokkoreise für ein paar Tage unterbrochen, um zuhause nach meiner Mutter und meinen Freunden zu sehen – schön wars und anstrengend.  
 


 
Nach meiner Rückkehr nach Agadir hatte ich das Vergnügen bei einer marokkanischen Familie eingeladen zu sein. Wir kennen uns schon gut 10 Jahre – wir haben ein sehr freundschaftliches und warmherziges Verhältnis. Die Familie hat gerade eine neue Eigentumswohnung bezogen und freute sich in den schönen Räumen ihre Gäste bewirten zu können.
Fatima hat  - obwohl sie unter der Woche einem anstrengenden Beruf nachgeht – den ganzen Samstag gekocht. Dazu kam noch, dass sie für mich noch extra zwei Fisch-Gänge zubereitet hat, weil ich ja kein Fleisch und auch kein Geflügel esse.
Wir haben ihr und ihrem Mann – der auch ein guter Koch ist – vorgeschlagen ein Restaurant zu eröffnen – denn wir waren von der Präsentation und dem Geschmack des Menüs absolut begeistert!
Zuerst gab es eine Pastilla mit Huhn und Meeresfrüchten. Das ist eine der großen Herausforderungen der marokkanischen Küche: unter Schichten von Filo-Teig findet man u.a. Glasnudeln, Oliven und eben Hühnchen-Stückchen und die besagten Meeresfrüchte. Hier ein Rezept dazu aus dem Netz: http://negafa-noura.blogspot.com/2011/08/patilla-fruit-de-mer-alla-marocaine.html
 
Als Hauptgang hat Fatima eine Rinder-Tajine serviert - mit Pflaumen und Sesam. Tajine ist ein Schmor-Gericht, das es als einfache Rest-Küche gibt  - aber auch als köstliche Kombination sich ergänzender Ingredienzien. Für mich gab es einen gedünsteten Merlin, der mit Olivenöl, Zitrone, Pfeffer und Cumin gewürzt war. Lecker!


marokkanische Köstlichkeiten
 Natürlich hatten wir nach diesen Gängen keinen Hunger mehr – den feinen Obstsalat mochten wir trotzdem – er war u.a. mit frischen marokkanischen Erdbeeren zubereitet. 
 
Krönender Abschluss jedes marokkanischen Abendessens ist der Minztee – vom Hausherrn formvollendet serviert und begleitet von marokkanischem Gebäck – z.B. den mit Dattelmus gefüllten Gazellenhörnchen. Trotz erheblicher Platzprobleme unter meinem Gürtel habe ich zweimal zugegriffen.
 
Neben der Beschreibung dieses wunderbaren Essens darf ich nicht vergessen zu sagen, dass wir – sans alcool- einen fröhlichen Abend hatten.



 

Sonntag, 2. März 2014

Kinder - wie die Zeit vergeht

Ich war ein paar Tage in Agadir - nach dem ländlichen Leben ist das immer "New York, New York". Agadir ist eine in die Fläche gewachsene Großstadt mit nur einem Hochhaus - vielen Märkten, einem wunderbaren Strand und nicht unerheblichen sozialen Problemen, Als ich vor gut 10 Jahren zum ersten Mal in diese Stadt kam, bin ich durch meine Freunde Astrid und Walter Demuth in Kontakt mit Kindern gekommen, die als Findelkinder in sehr traurig stimmenden Umständen lebten - ohne Aussicht auf ein gutes Leben.

Astrid und Walter haben sich um diese Kinder gekümmert, mit Hilfe von Patenschaften und vielen Spenden haben sie es geschafft, dass eine Gruppe von gut 20 Jungs herangewachsen ist, die Schule, Ausbildung, Liebe und Unterstützung bekommen haben. Ich habe diese Kinder über die Jahre immer wieder gesehen und bin richtig glücklich wenn ich heute sehe, welch tolle Burschen da heranwachsen.


Mittlerweile gibt es auch durch den marokkanischen Staat umfangreiche Hilfen für diese Kinder, aber immer noch ist es gut und wichtig, diesen jungen Menschen Unterstützung zu geben.
Wir haben auch diesmal eine befreundete marokkanische Familie getroffen, die wir im Rahmen dieser Hilfsaktion für die Findelkinder kennen und schätzen gelernt haben. Im modernen städtischen Marokko wird viel in die Ausbildung der Kinder investiert - Privatschulen und Studium müssen finanziert werden. Es ist einfach wunderbar, welch kluge und wohlerzogene Kinder da herangewachsen sind.

Ich bin für ein paar Tage in Deutschland - denn auch ich habe meine Pflichten als Tochter - aber übermorgen geht mein Flieger zurück nach Agadir!