Dienstag, 28. Januar 2014

Ein Nachmittag auf dem Lande

Die kleine Stadt Sidi Ifni liegt nicht nur am Rande des Atlantiks – sie liegt auch am südlichen Rand der landwirtschaftlich nutzbaren Zone Marokkos. Zur Zeit der spanischen Besatzung wurden Versuchsfarmen angelegt, mit deren Hilfe die Ernährung der Enklave gesichert werden sollten. Nach  Abzug der Spanier verfielen diese Farmen.


Einige Kilometer nordöstlich der Stadt liegt  inmitten der mit Wolfsmilchgewächsen und Kakteen bewachsenen Hügel die Domaine Khenfouf.

Um ein über einer großen Terrasse thronendes Haupthaus gruppieren sich  auf 9 ha Fläche Wasserbecken, Gemüsebeete, ein Geflügelhof, Bienenstöcke, Vogelvolieren, ein Gästehaus und Nebengebäude, in denen man  Schafe aber auch Solarplatten findet.


Jeden Samstag Nachmittag ist „Tag der offenen Türe“. Da serviert die Hausherrin Tee und Kuchen auf der Terrasse – hauptsächlich Franzosen aus den Orten an der näheren Küste treffen sich auf ein Schwätzchen.
In einem Verkaufsraum kann man Handarbeiten kaufen, die von den Frauen der Nachbarschaft gemacht wurden. Überdies werden Marmeladen, Öl und Kräuter angeboten.





Die Chefin dieser Farm ist eine sehr interessante Frau. In Deutschland hat Comtesse Tscherepnine lange Jahre als Kinderärztin gearbeitet – sich aber schon damals auch für Enten und Esel interessiert. Ihr besonderes Interesse galt dabei aussterbenden Rassen.













Eigentlich wollte sie ein Sidi Ifni eine Kinderklinik schaffen – das hat leider nicht geklappt. Als Ausgleich für die vergeblichen Mühen und Investitionen bekam Patricia  Tscherepnine die verfallene spanische Versuchsfarm. Sie hat mit unglaublicher Kraft und Ausdauer eine neue Welt geschaffen – einen Hafen für Tiere – Esel, Gänse, Hunde und Ziervögel -.




Es werden Kräuter und Biogemüse angebaut – etliche Menschen haben hier einen guten Arbeitsplatz gefunden. Überdies kann man im Gästehaus einige ruhige Tage verbringen. 
















Frau Tscherepnine sammelt Gartenmöbel, kunstvolle Vogelkäfige und allerlei schöne Dinge – und ihren Tee serviert sie in GmundnerTassen …..

Dienstag, 21. Januar 2014

Der alte Argan-Baum


Das Gebiet nordöstlich von Sidi Ifni gehört dem Gebiet der Aït Baâmrane, einem freiheitsliebenden Berberstamm.
Wir fuhren dieser Tage auf unserem Roller durch dieses Gebiet und ein Blick nach links weckte unsere Neugierde. Ein Dorf, das wir noch nicht kennen – das ist immer ein verlockendes Ziel.  


Auf dem Wegweiser stand ‚Aargoum‘ – ein großer Friedhof, einige neue große Anwesen und im Zentrum eine Moschee, das Ganze sehr schlicht, sehr aufgeräumt und sehr still. Als wir anhielten, fuhr ein einzelnes Auto an uns vorbei, die Leute grüßten höflich – mehr sahen wir nicht von den Bewohnern. Später hörte ich, dass das Dorf von einer einzigen Familie bewohnt wird.

Zwischen dem Eingang zur Moschee und einem Marabout  (einem Heiligengrab) sah ich einen Arganbaum, der an der Wurzel abgebrochen war.  Dieser Baum ist sorgsam gestützt worden, seine Wurzeln werden mit Steinen beschwert im Boden gehalten. 


Dank dieser Hilfe steht der Baum in vollem Saft.



Aus dem Norden Marokkos kenne ich „heilige Haine“ – vielleicht ist es einer solchen religiösen Tradition 
zu verdanken, dass dieser Baum so geschützt wird.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Ein neues Dach für den Sufi-Heiligen

Die Stadt Sidi Ifni ist zur Zeit – und noch eine ganze Weile – mein Zentrum der Welt. Die Gezeiten des Atlantiks und das Kommen und Gehen der Wohnmobile aus ganz Europa beleben meine Tage,  der Sonntagsmarkt gibt den längeren Zeittakt vor. Mit dem Anheizen des Ölkessels des hiesigen Krapfenbäckers beginnt der beschauliche Nachmittag. Alles bleibt gleich wie im Jahr zuvor und im Jahr zuvor und …


Und doch ändert sich auch in Sidi  Ifni etwas. Seit die Stadt aus der postkolonialen Erstarrung erwacht und Provinzhauptstadt geworden ist, ist Geld und Initiative in die Stadt gekommen.
Ein besonders augenfälliges Zeichen des neuen Reichtums ist die Renovierung des Marabuts des Ortsheiligen Sidi Ali Ifni – eines Mitglieds des Sufiordens der Darkaoua. Diese Bruderschaft wurde im 13. Jhd. von Imam Cecilia gegründet - dies war der Ursprung des Sufismus in Marokko. Die besonderen Kräfte dieses Heiligen betreffen die weibliche Fruchtbarkeit – dies scheint bei Sufiheiligen nicht selten zu sein. Um den Segen des Heiligen – seine Baraka – zu erwirken, pilgern die Damen frühmorgens um einen Felsen vor dem Grabmal. Leider ist dieser Felsen in den letzten Jahren durch Erosion sehr klein geworden. Als Fruchtbarkeitssymbol ist er nicht mehr sehr eindrucksvoll.

Trotzdem ist das Grab des Heiligen wohl noch sehr geschätzt, denn die Kuppel ist sehr schön mit grünen Kacheln neu verziert worden. Vielleicht rechnet man es dem Wirken des Heiligen zu, dass die Stadt nun auf über 20.000 Einwohner angewachsen ist.



Das Anwachsen der Zahl der Wohnmobiltouristen ist aber eher der Tatsache geschuldet, dass es mittlerweile 5 Campingplätze gibt, die dem Wohlstand der Stadt erheblich aufhelfen.

Freitag, 10. Januar 2014

Wetter-Kapriolen



Anfang dieser Woche berichteten die Fernsehnachrichten der deutschen, aber auch der englischen und französischen Sender von den enormen Wellen an der Atlantikküste von Portugal bis hinauf nach Schottland. Doch auch Marokko hatte seinen Teil an diesem Wettergeschehen



Unser Wohnmobil steht zur Zeit auf einem Campingplatz unterhalb einer hohen Felswand – nur eine kleine Mauer und eine davorliegende Promenade trennt uns vom Strand. Darum begleitet uns hier beständig das Rauschen der Wellen. Wenn die Flut kommt, rollen die Steine am Strand hin und her – man gewöhnt sich daran.  In der Nacht vom 6. auf den 7. Januar war die Flut deutlich lauter, aber auch schon in den Tagen zuvor hatten  Schaumberge und salzige Flocken den Mauerfuß der Promenade erreicht.  Nun träumte mir am frühen Morgen eine gewaltige Welle hätte mit einem lauten Schlag unser Wohnmobil erreicht. Von dem Schrecken wachte ich auf, schaute aus dem Fenster und sah nur Dunkelheit. Weil unser Platz unverändert aussah ging ich wieder schlafen und träumte mit angenehmeren Themen weiter.



Am Morgen war dann aber schnell klar, dass ich nicht nur geträumt hatte. Auf der Promenade vor unserem Standplatz waren viel Sand und mehr als faustgroße Steine als Überreste der nächtlichen Flut zurück geblieben. Das Meer war also bis auf einen Meter an uns herangeschwappt und ich habe einfach weitergeschlafen! Soviel zum Thema Risikoabschätzung und Geistesgegenwart!

In der gleichen Nacht wurden nördlich von uns  - z.B. in Casablanca und Rabat - eine ganze Reihe strandnaher Lokale schwer beschädigt, Fischerboote zerschlagen und Anwohner in Angst und Schrecken versetzt.


Nach dieser Sturmnacht schien ganz wunderbar die Sonne, am folgenden Tag begann ein 3tägiger Sandsturm von der Wüste her und heute regnet es. Morgen soll dann wieder Königswetter herrschen. Ich bin gespannt!





Dienstag, 7. Januar 2014

Europas Außenposten

Wenige Tage vor Neujahr legte die Fähre Majestic im Hafen von Sète in Südfrankreich ab.
40 Stunden beständige Fahrt einer schnellen Fähre nach Süden sollten ausreichen, um sich weit von Europa zu entfernen. Im ersten Morgenlicht – zu schwach um einen weißen von einem schwarzen Faden zu unterscheiden – lief unser Schiff in den Hafen von Nador ein – 500 km östlich von Tanger.


Da Nador für uns nur ein Zwischenstopp war, hatte ich Zeit, das Verblassen der Mondsichel und dann den Sonnenaufgang zu beobachten. 

Im hellen Tageslicht sah ich dann die Küste vor mir: Nador und seine Schwesterstadt Mellila. Und damit hatte ich wieder ein Stück Europa vor mir – denn diese Enklave gehört seit 1497 zu Spanien.
Zwischen beiden Städten zieht sich eine  mittlerweile schwer befestigte Festung den Berg hinauf.


 In den letzten Jahren gab es immer wieder Versuche von illegalen Emigranten diesen Zaun zu stürmen  zuletzt wenige Tage vor meiner Ankunft. Aber Europa hat sich gewappnet, diese Hightech-Grenze ist nur unter Lebensgefahr zu überwinden, nur um dann in einem Lager zu landen.

Mein Schiff verließ wenige Stunden später den Hafen Richtung Tanger – wo ich ohne Probleme und große Kontrollen einreisen durfte. Bienvenue hieß es für mich ….